Der Online-Modehändler Zalando gilt als eines der umsatzstärksten Unternehmen im Bereich Mode und Fashion. Mit circa 5,4 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr, konnte der Händlerriese erneut ein wirtschaftliches Wachstum verzeichnen – insgesamt macht das ein Plus von stolzen 20 Prozent.

Für einen Otton Normalverbraucher mag diese Zahl extrem sehr hoch klingen, liegt aber nur am unteren Ende der Spanne, die der hauseigene Vorstand prognostiziert hatte. Der reine Gewinn lag mit 173, 4 Millionen Euro zwar im versprochenen Rahmen, aber nur aufgrund der Tatsache, dass die Kalkulation schon im Herbst für die entsprechende Entwicklung nachjustiert wurde.

Damit sich ein solches Prozedere nicht nochmals wiederholt und das eigene Wachstum wieder kräftig angekurbelt wird, plant Zalando eine Großoffensive. Diese wurde mit dem sogenannten Partnerprogramm eingeleitet, welches von der üblichen Handelsstrategie abweicht.

Zalando kauft nicht wie die meisten Händler bei den einschlägigen Modemarken ein, um sie weiterzuverkaufen, sondern stellt ihnen die eigene Plattform als Verkaufsfläche zur Verfügung. Kunden können so über die App direkt bei den Marken einkaufen – unabhängig davon, ob es sich um Big-Names wie Nike, Adidas und G-Star oder kleinere No-Name-Marken handelt. Zalando besitzt durch dieses System den Vorteil, eine große Auswahl an Produkten anbieten zu können, ohne dabei selbst ein großes Risiko einzugehen.

Neuausrichtung bei Zalando: Neue Marken bald im Shop erhältlich

Zalando setzt auf Infrastruktur & positive Entwicklung

Das Partnerprogramm soll noch nicht das Ende der Fahnenstange hinsichtlich der Neuausrichtung sein. Zalando hat mit einem neuen Hauptgebäude im Zentrum der Hauptstadt mit Blick auf die Spree bereits seine hohen Ambitionen unterstrichen. Insgesamt 2.300 Mitarbeiter sollen hier Platz finden – und das ist nur gut ein Drittel der Belegschaft in Berlin. Der Rest verteilt sich auf acht weitere Gebäude, die sich noch in der Bauphase befinden.

Wenn diese fertiggestellt sind, wird der Zalando-Campus über 100.000 Quadratmeter groß sein. Vorstand Rubin Ritter legt in diesem Zusammenhang die Messlatte ziemlich hoch und peilt ein dreimal so starkes Wachstum an wie die gesamte Online-Industrie im Bereich Mode und Kleidung.

Von der Neujustierung der Prognose im Herbst will sich der Konzern derweil nicht beirren lassen. Die schwächelnden Zahlen begründet man mit dem heißen Sommer, der die Leute davon abgehalten habe, sich wie sonst üblich bereits im dritten Quartal Kleidung für die kältere Jahreszeit zuzulegen. Das wirtschaftliche Tief betraf nicht nur Zalando, sondern auch andere Modekonzerne. Daher betitelt man das Jahr 2018 als Herausforderung.

Eine positive Entwicklung konnte in der Zahl der aktiven Kunden erzielt werden, diese stieg auf einen neuen Rekordwert: von 23,1 auf 26,4 Millionen Kunden. Pro Kunde wurden 4,4 Bestellungen im Jahr getätigt. Ebenfalls ein Anstieg. Allerdings sank der durchschnittliche Wert der Bestellungen von 64,50 auf 61,00 Euro – ein Trend, der dem Konzern überhaupt nicht gefällt.

Neue Unternehmensstrategien & Intensivierung des Partnerprogramms

Gegen die Wertsenkung der durchschnittlichen Waren will Zalando mit der Optimierung der internen Prozesse vorgehen und Kosten senken. Auch in diesem Bereich hat sich aber bereits etwas getan. Der Konzern hat in Italien einen Mindestbestellwert eingeführt, um dem Problem der schrumpfenden Warenkörbe entgegenzuwirken.

Das Steckenpferd bleibt allerdings das Partnerprogramm, welches weiter an Bedeutung gewinnen soll. Dafür wird das Programm stärker ausgebaut und die eigenen Investitionen in Marketing und Logistik erfahren eine höhere Teilungsbereitschaft. Die Partner-Marken haben die Möglichkeit, alle möglichen Dienstleistungen von Zalando in Anspruch zu nehmen. Darunter fällt z.B. die Zalando Marketing Services, die Wissen über das Kundenverhalten beinhalten und Kampagnen zielgenauer platzieren können.

Im vergangenen Geschäftsjahr habe das Partnerprogramm schon zehn Prozent des Bruttowarenvolumens in Höhe von 6,6 Milliarden Euro betragen. Bis zum Jahr 2024 soll dieser Anteil beträchtlich wachsen und auf 40 Prozent klettern. Das sogenannte Bruttowarenvolumen betitelt den Gesamtwert der Kleidung, die über die Website gehandelt wird.

Zalando: Ausweitung des Vorstands

Zum 01. April 2019 soll zudem der Vorstand auf fünf Mitglieder aufgestockt werden. Auch die Verantwortlichkeitsfelder erfahren eine neue Aufteilung. Neu in den Vorstand kommt David Schröder. Er wird als Chief Financial Officer die Bereiche Finanzen und Operations leiten. Seit neun Jahren ist er für Zalando tätig. Jim Freeman wird die Aufgabe als Chief Technology Officer zuteil und sich um die Strategien für die Produkte sowie Technologien kümmern.

Mitgeschäftsführer David Schneider ist weiterhin für die Felder Sortiment und Partnerschaften verantwortlich. Co-CEO Robert Gentz widmet sich dem Bereich Marketing und Sales – auch die Verantwortung für das Personal bleibt in seiner Obhut. Rubin Ritter leitet künftig die strategische Ausrichtung des Konzerns.