Teure Ersatzversorgung bei Gas und Strom – was kann man da tun?

Trotz steigender Energiepreise kommen immer mehr Energieversorger wegen der Energiekrise in finanzielle Schwierigkeiten, zum Beispiel weil sie längerfristige günstige Verträge abgeschlossen haben, die sie trotz höherer Beschaffungskosten erfüllen müssen. Wird dem Kunden ein Vertrag gekündigt, weil der Versorger nicht mehr liefern kann, rutscht er automatisch in die sogenannte Ersatzversorgung des Grundversorgers.

Da seit Sommer 2022 in der Ersatzversorgung höhere Preise als in der Grundversorgung berechnet werden dürfen, kann das teuer werden. Was also tun, wenn das passiert?

Was heißt Grundversorgung?

Wenn jemand keinen anderen Energieversorger hat, etwa weil man noch keinen neuen Vertrag abgeschlossen hat, dann wird man automatisch über den Grundversorger beliefert. Berechnet wird dann der Grundversorgungspreis. Hast Du beispielsweise Deinen Sondervertrag mit einem anderen Energieversorger gekündigt, musst Du dies einfach dem Grundversorger mitteilen, dann bekommst Du die Energie von ihm.

Die Grundversorgung greift in folgenden Fällen:

  • Kündigung eines Sondervertrags bei einem anderen Anbieter als dem Grundversorger, ohne dass ein neuer Vertrag abgeschlossen wurde
  • Außerordentliche Kündigung, zum Beispiel bei Ausübung Deines Sonderkündigungsrecht nach einer Preis- oder Vertragsänderung, ohne dass Du einen neuen Vertrag abgeschlossen hast
  • Energieentnahme, ohne zuvor einen Vertrag abgeschlossen zu haben, beispielsweise nach einem Umzug
  • Unberechtigte Kündigung eines anderen Anbieters als dem Grundversorger

Was bedeutet Ersatzversorgung?

Die Ersatzversorgung tritt beispielsweise ein, wenn der Versorger pleitegeht. Sie ist dafür gedacht, dass niemand jemals ohne Energieversorgung dastehen muss. Dabei wird die Ersatzversorgung vom Grundversorger der Region übernommen. Normalerweise kostet die Ersatzversorgung genauso viel wie die Grundversorgung.

Teure Ersatzversorgung bei Gas und Strom – was kann man da tun?

Nur in Ausnahmefällen darf die Ersatzversorgung teurer sein. Als Ausnahmefall gilt zum Beispiel, wenn der Grundversorger erhöhte Beschaffungskosten für die Energie nachweisen kann – und das ist derzeit der Fall. Seit Sommer 2022 dürfen Energieversorgen die Ersatzversorgung teurer als die Grundversorgung machen, falls die Beschaffungskosten sehr hoch sind. So soll sichergestellt werden, dass die Grundversorger Haushalte von insolventen Versorgern auffangen können und trotz steigender Beschaffungspreise nicht ebenfalls insolvent gehen.

Die Ersatzversorgung greift in folgenden Fällen:

  • Energieentnahme, obwohl ausdrücklich kein Vertrag mit dem Grundversorger abgeschlossen werden soll und auch kein anderer Versorger beauftragt wird
  • Scheitern eines Anbieterwechsels
  • Ausfall des bisherigen Versorger aufgrund einer Kündigung, etwa bei Insolvenz

Kann man den Vertrag der Ersatzversorgung beenden?

Hier gibt es zwei denkbare Szenarien:

Wenn der Preis der Ersatzversorgung gleich dem Grundversorgungspreis ist, endet die Ersatzversorgung grundsätzlich nach 3 Monaten. Danach wechselt man automatisch in die Grundversorgung des Versorgers. In diesem Fall kannst Du aber auch jederzeit durch die schriftliche Erklärung Deines ausdrücklichen Willens gegenüber dem Grundversorger einfach gleich in die Grundversorgung wechseln und musst nicht die vollen 3 Monate abwarten. Zudem kannst Du auch einfach einen Sondervertrag mit einem anderen Versorger abschließen, um aus der Ersatzversorgung rauszukommen.

Wenn der Preis der Ersatzversorgung höher ist als der Grundversorgungspreis, weil sich der Grundversorger auf den oben genannten Ausnahmefall beruft, kannst Du drei Monate lang nicht einfach in die Grundversorgung wechseln, sondern musst die gesamten 3 Monate den höheren Preis bezahlen. Danach wechselst Du wiederum automatisch in die günstigere Grundversorgung. Um vor Ablauf der 3 Monate aus dem Ersatzversorgungsvertrag rauszukommen, musst Du einen Sondervertrag mit einem anderen Versorger abschließen.

Fazit:

Geht Dein Energieversorger insolvent, rutscht Du automatisch in die Ersatzversorgung Deines Grundversorgers. Diese ist derzeit oft teurer als die Grundversorgung. In diesem Fall musst Du 3 Monate den höheren Preis zahlen, wechselst dann aber automatisch in die günstigere Grundversorgung. Willst Du nicht drei Monate lang die teure Ersatzversorgung bezahlen, gibt es nur die Möglichkeit, einen neuen Sondervertrag mit einem anderen Anbieter abzuschließen. Vorher solltest Du aber die Preise genau vergleichen. Denn die Grundversorgung ist derzeit langfristig oft die günstigere Alternative.