Leere Supermarkt Regale wegen Tarifstreit

Wenn ich 2023 in wenigen Worten zusammenfassen müsste, wäre es irgendein Mix aus „Tarifstreit und teureres Streaming“. Um teueres Streaming soll es hier nicht gehen, aber schon wieder das andere Thema: Denn aufgrund eines aktuellen Tarifstreits könnte es in den nächsten Wochen vermehrt dazu kommen, dass die Regale in Supermärkten nicht gefüllt bzw. leer sind.

Wie handelsblatt.com berichtet, handelt es sich bei den fehlenden Waren im Supermarkt jedoch vor allem um gekühlte und frische Ware. Was es mit diesem Tarifstreit auf sich hat und was wir zu befürchten haben, lest ihr hier.

Tarifstreit betrifft Supermarkt-Regale

Wie die taz berichtet, ist ein Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft ver.di und den Einzelhandelsketten Ursache für die leer stehenden Regale diverser Supermarktketten. Falls ihr noch nicht von leeren Regalen betroffen gewesen wart, liegt das möglicherweise daran, dass der Tarifstreit – auch wenn er schon mehrere Monate andauert – nicht bundesweit stattfindet, sondern regional begrenzt ist.

Leere Supermarkt Regale wegen Tarifstreit

Dadurch ist dieser Tarifsstreit von der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen worden wie beispielsweise der Tarifstreit zwischen der GDL und der Deutschen Bahn (wir berichteten).

Forderung der Gewerkschaft

Die Gewerkschaft ver.di setzt sich logischerweise dafür ein, dass die Arbeitsbedingung und die Bezahlung der von ihnen unterstützten Angestellten besser werden. In diesem speziellen Fall verlangt ver.di Gehaltssteigerungen und ein rentenfestes Mindestentgelt. Außerdem sollen die Ausbildungsvergütungen erhöht werden.

ver.di begründet diese Forderungen wiefolgt:

„Wer ein Leben lang hart arbeitet, muss eine Rente über dem Grundsicherungsniveau erhalten. Eine solche Rente bekommt aber nur, wer über 45 Jahre ein monatliches Entgelt von mindestens 2.179 Euro bezieht. Deshalb ist ein rentenfestes Mindestentgelt von 13,50 Euro pro Stunde der erste Schritt zu diesem Ziel und ein klares Signal gegen Altersarmut“

Die Forderungen sind definitiv nachvollziehbar und dennoch ziehen sich die Tarifverhandlungen zwischen ver.di und Einzelhandelsketten nun schon mehrere Monate an.

Leere Supermarktregale als Folge

Aufgrund des andauernden Tarifstreits zwischen ver.di und den Handelsunternehmen und ausbleibender Einigung kommt es immer wieder Warnstreiks in den Zentrallagern der Einzelhandelsketten. Als Folge werden die Supermärkte nicht mit der notwendigen Ware beliefert, sodass es zu Lücken im Sortiment kommt. Besonders betroffen sind frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren. Es kommt aber auch zu Engpässen bei Produkten wie Tiefkühlprodukten, Kosmetik und Toilettenpapier.

Leere Supermarkt Regale wegen Tarifstreit

Erst kürzlich war kein Zucker mehr in meinem Lidl erhältlich, was zur der Aussage der taz über Tarifverhandlungen in Hessen im November passt. Außer in Hessen kommt es im November in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zu Tarifverhandlungen.

Aussicht auf Einigung im Tarifstreit

Bisher ist nicht klar, wann es zu Einigungen in diesem Tarifstreit kommen wird. Hintergrund für die Länge des Tarifsstreits von ver.di mit den Einzelhandelsketten sind laut taz gleich zwei Gründe. Einerseits ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad in der Branche des Einzelhandels niedrig, sodass es nicht realisierbar ist, flächendeckend zum Warnstreik aufzurufen. Andererseits sind viele Arbeitnehmer in der Einzelhandelsbranche nicht tarifgebunden, sodass ihre Entlohnung generell niedriger ist als die der tarifgebundenen Angestellten.

Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) halte ver.di „weiter störrisch an ihren utopischen Eingangsforderungen“ fest. Der HDE habe tarifgebundenen Handelsketten eine Entgelterhöhung von 5,3% empfohlen, es gäbe aber keinerlei Verpflichtung der Handelsketten dieser Empfehlung zu folgen. ver.di wiederum empfindet diesen Vorschlag als einen „Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten im Handel“.

Fazit zum Tarifstreit

Wie wir alle mitbekommen haben, hat die Inflation der letzten Monate viele Branchen hart getroffen. Angestellte von Einzelhandelsketten haben von jeher mit geringen Löhnen zu kämpfen und sind daher hart von der Inflation getroffen. Die Folge ist ein monatelanger Tarifstreit mit geringen Erfolgsaussichten.

Wir bekommen von diesem Tarifstreit wenig mit, da er nicht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erhält, die beispielsweise ein Warnstreik der GDL erhält und da einzelne Warnstreiks nicht flächendeckend umgesetzt werden. Wir bemerken vereinzelt leere Regale im Supermarkt, eventuell mit einem Hinweis auf einen Streik in einem Zentrallager.

Für die Angestellten der Einzelhandelsunternehmen ist eine schnelle und gute Einigung im Tarifsstreit zu erhoffen, aber die Aussichten sind schlecht.

Erst kürzlich stand ich in mehreren Supermärkten am gleichen Tag vor den Säften und fragte stets ungläubig den nächstbesten Mitarbeiter vorsichtig nach Orangensaft. Dieser war nicht verfügbar und würde wohl mit etwas Glück am Wochenende kommen. Ob das etwas mit dem Tarifstreit zu tun hatte, weiß ich natürlich nicht. Ätzend war es in jedem Fall.

Wie sind eure Erfahrungen mit leeren Supermarktregalen? Habt ihr vielleicht schon Hinweise auf einen Tarifsstreit wahrgenommen?

Quellen:
taz.de – Tarifkonflikt im Einzelhandel: Ein Arbeitskampf aus Nadelstichen
verdi.de – Tarifrunden Handel NRW 2023 – 2,50 Euro pro Stunde mehr Gehalt und Lohn
handelsblatt.com – Warum Supermarkt-Regale wieder Lücken aufweisen