Lohnt sich ein Wechsel? Wovon die Höhe der KFZ Versicherungsbeiträge abhängt – Typklassen, Regionalklassen & Co.

Wer verschiedene Angebote von KFZ-Versicherungen vergleicht, um durch einen Versicherungswechsel Geld zu sparen, kann leicht ins Schwitzen geraten. Denn nicht immer ist klar, wie sich die Tarife der Versicherungsunternehmen genau zusammensetzen. Während die eine Versicherung Rabatte für bestimmte Berufsgruppen einräumt, boniert die andere eine eigene Garage usw. Allgemein basieren die Tarife darauf, wie hoch das Risiko ist, dass ein Schaden überhaupt eintritt. Um das Risiko einzuschätzen, werten die Versicherungen Statistiken aus und lassen die daraus gewonnenen Erkenntnisse in ihre Tarifberechnungen einfließen. Unter anderem spielen die Typ- und Regionalklassen eine große Rolle, die zum Jahreswechsel 2020/21 wieder angepasst werden. Was sich hinter diesen Klassen verbirgt, welche anderen Faktoren zusätzlich Einfluss auf Deinen Versicherungsbeitrag haben können und warum sich ein Versicherungswechsel lohnen kann, erläutern wir in diesem Artikel.

Faktoren, die den KFZ-Versicherungsbeitrag mitbestimmen

Regionalklasse – wo wohnst Du?

Lohnt sich ein Wechsel? Wovon die Höhe der KFZ Versicherungsbeiträge abhängt – Typklassen, Regionalklassen & Co.In Deutschland gibt es über 400 Zulassungsbezirke. Einmal im Jahr werden vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die aktuellen Regionalklassen für alle Zulassungsbezirke herausgegeben. Die Regionalklassen spiegeln die Schadenbilanz der einzelnen Regionen wider. Laut Statistik kann sich die Schadenswahrscheinlichkeit je nach Bezirk deutlich voneinander unterscheiden, wobei nicht ausgewertet wird, in welchem Bezirk der Unfall stattgefunden hat, sondern in welchem Bezirk der KFZ-Halter seinen Wohnsitz hat, dessen Schaden reguliert werden musste.

Während bei Haltern einiger Zulassungsbezirke weniger Unfälle, Autodiebstähle, Glasschäden, Wildunfälle usw. zu verzeichnen sind, sind es bei anderen Zulassungsbezirken deutlich mehr. Diese Schadenswahrscheinlichkeit fließt in die Einteilung der Zulassungsbezirke in die sogenannten Regionalklassen ein. Waren die Halter aus Deinem Bezirk in nur wenige Unfälle verwickelt, wird der Bezirk in eine niedrige Regionalklasse eingestuft und Du kommst mit einer günstigen KFZ-Versicherung weg.

  • Bei der Haftpflichtversicherung gibt es 12 Regionalklassen – Bundesdurchschnitt: Klasse 6
  • Bei der Teilkaskoversicherung sind es 16 Regionalklassen – Bundesdurchschnitt: Klasse 7
  • Bei der Vollkaskoversicherung sind es insgesamt 9 Regionalklassen – Bundesdurchschnitt: Klasse 4

Die Regionalklasse, in die Dein Zulassungsbezirk eingestuft wird, kann maßgeblich die Höhe Deiner KFZ-Versicherung mitbestimmen. Allerdings ist es den Versicherungen überlassen, inwieweit sie ihre Tarife von der Regionalstatistik beeinflussen lassen. Wird die neue Regionalklasse berücksichtigt, gilt sie in der Regel für Neuverträge und für bestehende KFZ-Versicherungsverträge zur Hauptfälligkeit am 1. Januar. Je nachdem, ob Deine Versicherung die Regionalklassen bei der Tarifbestimmung berücksichtigt und wie sich die Regionalklasse Deines Zulassungsbezirks verändert, kann sich ein Versicherungswechsel zum Jahresende also durchaus lohnen.

Lohnt sich ein Wechsel? Wovon die Höhe der KFZ Versicherungsbeiträge abhängt – Typklassen, Regionalklassen & Co.

Typklasse – welches Auto fährst Du?

Neben den Regionalklassen spielen auch die sogenannten Typklassen bei der Festlegung der Versicherungstarife eine große Rolle. Bei der Festlegung der Typklasse geht es in Bezug auf die KFZ-Haftpflicht darum, wie oft ein bestimmtes Automodell statistisch gesehen in Unfälle verwickelt ist. Bei der Kaskoversicherung werden hingegen selbstverschuldete versicherungsrelevante Schäden am eigenen Auto betrachtet. Auch die Typklassen werden von der GDV festgelegt. Dazu werden die Unfall- und Schadensstatistiken der letzten Jahre herangezogen und jedes Automodell wird einer entsprechenden Typklasse zugeordnet. Für neue Modelle, für die es keine Werte zur Orientierung gibt, werden für die Einstufung die Statistiken ähnlicher Autos herangezogen.

  • Bei der Kfz-Haftpflichtversicherung gibt es 16 Typklassen (Klasse 10 bis 25).
  • Bei der Teilkaskoversicherung existieren 24 Klassen (Klasse 10 bis 33).
  • Bei der Vollkaskoversicherung sind 25 Typklassen möglich (Klasse 10 bis 34).

Verursacht ein bestimmtes Automodell hohe Schäden, wird es einer hohen Typklasse zugeordnet, da das hohe Kosten für die Versicherung bedeutet. Je höher die Typklasse, desto höher wird entsprechend in der Regel auch der Versicherungsbeitrag ausfallen.

Jedes Jahr legt die GDV im Spätsommer die neuen Typklassen für das Folgejahr fest. So ändert sich auch 2021 die Typklasse für viele Autos, was sich auf die Versicherungsbeiträge auswirken und einen Versicherungswechsel sinnvoll machen kann. Aber auch die Typklassen sind für die Versicherungsunternehmen nicht verbindlich für die Beitragsberechnung.

Zurückgelegte Kilometer pro Jahr – wie viel fährst Du?

Lohnt sich ein Wechsel? Wovon die Höhe der KFZ Versicherungsbeiträge abhängt – Typklassen, Regionalklassen & Co.Ein weiterer Faktor, der die Höhe des Versicherungsbeitrages bestimmt, sind die zurückgelegten Kilometer pro Jahr. Hierbei werden die Kilometer pro Kalenderjahr herangezogen. Klar, wer zigtausend Kilometer fährt, hat ein größeres Risiko, einen Unfall zu bauen, als jemand, der seinen Wagen nur am Sonntag aus der Garage holt und einmal um die Ecke fährt. Und je höher das Unfallrisiko, desto mehr Kosten entstehen für das Versicherungsunternehmen und desto teurer wird der Versicherungstarif.

Deine gefahrenen Kilometer solltest Du deshalb immer im Auge behalten. Werden deutlich mehr Kilometer gefahren, als bei Versicherungsbeginn angegeben, kann es zu hohen Nachzahlungen und unter gewissen Umständen zum Verlust des Versicherungsschutzes führen. Besser ist es, die Versicherung rechtzeitig über die höhere Kilometerleistung zu informieren. Dann wird zwar auch der Beitrag angepasst, aber eben nicht auf einen Schlag.

Werden weniger Kilometer gefahren, als im Versicherungsvertrag angegeben gibt, es hingegen Beiträge zurück. Hast Du zum Beispiel aufgrund von Corona-Home-Office dieses Jahr deutlich weniger Kilometer zurückgelegt als sonst, teile das Deiner Versicherung einfach mit, dann wird der Versicherungsbeitrag angepasst und Du bekommst etwas Geld zurück.

Dauer der Schadensfreiheit – wie viele Unfälle hattest Du?

Wichtig für die Ermittlung Deiner Versicherungshöhe ist auch der sogenannte Schadensfreiheitsrabatt. Je länger Du unfallfrei unterwegs bist und die Versicherung damit kein Geld gekostet hast, desto günstiger die Versicherung. Jedes Jahr, in dem Du keinen Unfall baust – oder den Unfallschaden selbst regulierst –, wirst Du eine Schadensfreiheitsklasse niedriger eingestuft und die Versicherungsbeiträge sinken entsprechend ab. Baust Du einen Unfall, wirst Du wieder weiter hochgestuft. Dabei geht es nicht darum, wie hoch der Schaden ist, sondern wie häufig Du Unfälle von der Versicherung regulieren lässt. Manchmal lohnt es sich, kleine Unfallschäden lieber selbst zu bezahlen und dadurch den niedrigen Beitrag zu behalten. In der Regel bekommst Du von Deiner Versicherung nach der Schadensregulierung aber einen Brief, in dem steht, wie hoch der Schaden war und ob es sich lohnen würde, den Betrag an die Versicherung zurückzubezahlen, um Deine niedrigeren Versicherungsbeiträge zu behalten.

Manche Versicherungen bieten inzwischen einen sogenannten Rabattschutz an. Das bedeutet, dass Du einen Unfall im Jahr von der Versicherung regulieren lassen kannst, ohne dass Du in der Schadensfreiheitsklasse hochgestuft wirst. Zwar kosten Verträge mit Rabattschutz etwas mehr als ohne, bieten im Gegenzug aber ein höheres Sicherheitsgefühl.

Nutzerkreis des Fahrzeugs – wer fährt Dein Auto noch?

Bei der Höhe des Versicherungsbeitrags spielt auch eine Rolle, welche Fahrer ein Fahrzeug nutzen. Beschränkt sich der Nutzerkreis beispielsweise nur auf den fahrerfahrenen Halter und gegebenenfalls noch seinen Ehepartner, sind die Beiträge besonders günstig. Kommen noch weitere Fahrer dazu, wie etwa die eigenen Kinder oder gar haushaltsfremde Personen, wird die Versicherung noch teurer. Wer sein Auto nur selbst fährt und nicht verleiht, sollte das in den Versicherungsvertrag mit aufnehmen lassen.

Alter der Fahrer – wie alt sind die Fahrer Deines Autos?

Lohnt sich ein Wechsel? Wovon die Höhe der KFZ Versicherungsbeiträge abhängt – Typklassen, Regionalklassen & Co.Wer wenig Fahrerfahrung hat, wird natürlich eher mal in einen Unfall verwickelt als jemand, der seit 30 Jahren Führerschein hat. Statistisch gesehen, bauen junge Fahrer entsprechend mehr Unfälle oder verursachen Vollkaskoschäden als Fahrer im mittleren Lebensalter. Deutlich ältere Fahrer hingegen sind wieder mehr in Unfälle verwickelt.

Haben Eltern mittleren Alters ein Auto und soll das 18-jährige Kind jetzt auch das Auto fahren, steigt der Versicherungsbeitrag merklich an. Bei Fahrern unter 25 Jahre gilt bei der Tarifberechnung das Alter des jüngsten Fahrers als maßgeblich für die Beitragsbemessung. Zusätzlich spielt es eine Rolle, ob der Führerscheinneuling am sogenannten Begleiteten Fahren teilgenommen hat oder nicht. Statistisch gesehen bauen junge Fahrer nämlich etwas weniger Unfälle, wenn sie am Begleiteten Fahren teilgenommen haben.

Alter des Fahrzeugs – wie alt ist Dein Auto?

Was das Alter Deines Autos mit der Höhe der KFZ-Versicherung zu tun hat, ist schnell erklärt. Laut Statistik verursachen Halter von Neuwagen oder jüngeren Gebrauchtwagen weniger Unfälle als Fahrer von Schrottkisten. Je älter das Auto, desto höher ist also das statistische Unfallrisiko, womit der Versicherungsbeitrag steigt. Nur bei Young- und Oldtimer sieht es wieder anders aus, hier fällt das Unfallrisiko wieder ab und die Versicherungsbeiträge fallen niedriger aus.

Versicherung für andere Personen – für wen gilt der Vertrag?

In der Regel schließt man eine KFZ-Versicherung für sich selber ab. Wird der Vertrag allerdings für den Partner oder eine fremde Person abgeschlossen, steigt das statistische Unfallrisiko. Das Ergebnis ist, dass die Versicherung natürlich teurer ist, wenn die Versicherung für andere abgeschlossen wird.

Berufsstand – welchen Beruf übst Du aus?

Ja, auch Dein Beruf kann bei der Höhe Deines Versicherungsbeitrags von Bedeutung sein. Statistische Auswertungen haben ergeben, dass Landwirte, Beamte und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes weniger Unfallschäden verursachen als andere Autofahrer. Das wird mit niedrigeren Beiträgen belohnt.

Selbstbeteiligung – wie viel bezahlst Du bei einem Schaden selbst?

Bei einer Kaskoversicherung kann eine sogenannte Selbstbeteiligung festgelegt werden. Das heißt, dass Du dann eine bestimmte Summe selbst zahlen muss, wenn ein Versicherungsschaden eintritt. Je höher die Selbstbeteiligung, desto niedriger ist der Versicherungsbeitrag, den Du bezahlen musst. Bei einer KFZ-Haftpflicht gibt es hingegen keine Möglichkeit der Beitragssenkung durch Selbstbeteiligung.

Lohnt sich ein Wechsel? Wovon die Höhe der KFZ Versicherungsbeiträge abhängt – Typklassen, Regionalklassen & Co.

Garage, Wohneigentum & Co. – wie lebst Du?

Manche Versicherungsunternehmen fragen auch noch nach anderen Details, die mit dem Halter und seinen Lebensverhältnissen zusammenhängen. Wenn der Halter im eigenen Wohneigentum wohnt oder wenn er sein Auto in der Garage stehen hat und nicht am Straßenrand, kann sich das auf die Beitragshöhe auswirken. Auch ist es für manche Versicherungen von Relevanz, ob das Auto finanziert oder bar bezahlt wurde.

KFZ-Versicherung wechseln und sparen!

Für das Jahr 2021 sind inzwischen die neuen Typ- und Regionalklassen veröffentlich worden und viele Unternehmen werden zum Jahreswechsel die Beiträge anpassen. Wie bereits erwähnt, sind die Klassen jedoch nicht verbindlich und nicht jedes Versicherungsunternehmen gewichtet die Regional- und Typklassen bei der Berechnung ihrer Versicherungsbeiträge gleich. Deshalb lohnt es sich, jetzt KFZ-Versicherungen zu vergleichen. Unter Umständen kannst Du dadurch nächstes Jahr mehrere Hundert Euro sparen.

Normalerweise gilt als Stichtag zum KFZ-Versicherungswechsel der 30. November eines Jahres. Sollte sich Dein Kfz-Versicherungsbeitrag durch eine höhere Typklassen-Einstufung erhöhen, hast Du jedoch ein Sonderkündigungsrecht und kannst den Vertrag gegebenenfalls auch nach dem Stichtag noch wechseln. Willst Du Deine Versicherung eventuell wechseln, solltest Du Dich trotzdem am besten jetzt schon um einen Versicherungsvergleich kümmern.