E-Scooter sind aus dem Straßenverkehr kaum noch wegzudenken, denn sie sind eine praktische Alternative zu Fahrrad, E-Bike, Bus und Bahn. Immer mehr Menschen entscheiden sich deshalb dafür, einen eigenen E-Scooter kaufen, statt auf Leihfahrzeuge zu setzen. Welche Vorteile ein eigener E-Scooter hat, welche Regeln für eine Straßenzulassung gelten, ob Du eine Versicherung für Deinen E-Scooter brauchst und welche Kriterien für Deine Kaufentscheidung wichtig sind, erfährst Du in diesem Artikel.
Warum sollte ich mir einen eigenen E-Scooter kaufen?
E-Scooter sind Tretroller mit Elektromotor. Sie sind wendiger, leichter und kostengünstiger als ein E-Bike und die Fortbewegung ist weniger anstrengend als bei einem herkömmlichen Fahrrad oder beim Zu-Fuß-Gehen. Da E-Scooter nur kleine Räder und geringe Abmessungen haben, können sie einfach im Kofferraum oder in der Bahn mitgenommen werden, um zum Beispiel das Pendeln von der Bahn zum Arbeitsplatz zu erleichtern. Kaufst Du Dir Deinen eigenen E-Scooter mit Straßenzulassung, kannst Du ihn jederzeit nutzen, ohne Dich immer wieder nach einem neuen Leihfahrzeug umsehen zu müssen.
Welche Regeln gelten für die Straßenzulassung eines E-Scooters?
Seit Juni 2019 dürfen E-Scooter in Deutschland am Straßenverkehr teilnehmen. Um auf Deutschlands Straßen damit zu fahren, muss das anvisierte Modell eine Straßenzulassung haben und den Vermerk „StVZO-konform tragen. In der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (EKV) wurde festgelegt, dass E-Roller zwischen 6 km/h und 20 km/h schnell fahren dürfen. Zudem darf der Motor nicht mehr als 500 Watt Leistung bringen und der E-Scooter allein höchstens 55 kg wiegen. Für eine Straßenzulassung benötigt ein E-Scooter darüber hinaus vorne und hinten eine (abnehmbare) Beleuchtung, eine Klingel, gelbe Reflektoren an den Seiten bzw. reflektierende Weißwandreifen und zwei voneinander unabhängige Bremsen, wovon jede Bremse mindestens 44 % der Mindestbremskraft erreichen muss.
Ob ein E-Scooter eine Straßenzulassung hat, ist am Typenschild zu erkennen, das irgendwo am Fahrzeugrahmen oder unter dem Roller angebracht ist. Auf dem Typenschild findest Du eine Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN), mit der Du den Scooter bei der Versicherung anmelden kannst, wobei Du zum Thema Versicherung weiter unten noch weitere Infos findest. Ohne Typenschild ist der E-Scooter nicht für den öffentlichen Verkehr zugelassen und darf nur auf Privatgrundstücken genutzt werden.
Brauche ich eine Versicherung für meinen E-Scooter?
Neben der Straßenzulassung braucht ein E-Scooter auch eine E-Scooter-Haftpflichtversicherung. Solche Versicherungen gibt es bereits ab 10 € pro Monat. Bei neuwertigen, teuren E-Scootern sind eine zusätzliche Diebstahlversicherung und gegebenenfalls eine Teilkasko-Versicherung zu empfehlen, diese sind aber nicht verpflichtend.
Um den E-Scooter zu versichern, wird eine sogenannte Datenbestätigung benötigt, die man beim Fahrzeugkauf dazubekommt. Um die Versicherung zu beantragen, musst Du die Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) des E-Scooters an die Versicherung weitergeben. Du bekommst dann den Versicherungsaufkleber per Post zugeschickt. Der Aufkleber muss gut sichtbar auf das hintere Schutzblech des E-Scooters geklebt werden.
Fährst Du mit Deinem E-Scooter im Straßenverkehr ohne gültige Versicherung, kann das eine Geldstrafe zwischen 150 und 500 € und sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr mit sich bringen. Denn es handelt sich um eine Pflichtversicherung.
Ist fürs E-Scooter-Fahren ein Führerschein notwendig?
Für herkömmliche E-Roller bis 20 km/h brauchst Du keinen Führerschein. Du musst als Fahrer aber mindestens 14 Jahre alt sein.
Hat der E-Scooter mit Straßenzulassung einen Sitz, wird je nach Höchstgeschwindigkeit ein passender Führerschein benötigt. Mit einem Führerschein Klasse B dürfen beispielsweise alle E-Scooter bis 45 km/h im Straßenverkehr verwendet werden.
Nach welchen Kriterien sollte ich meinen E-Scooter auswählen?
Motor
Bei E-Scootern gibt es zwei gängige Motorentypen: Bürstenlose Gleichstrom-Radnabenmotoren sind besonders wartungsarm, gebürstete Gleichstrom-Motoren sind kostengünstiger, dafür aber weniger langlebig.
Die Motorleistung ist für die Fahrgeschwindigkeit und die Steigungsfähigkeit ausschlaggebend. Dabei gilt, dass eine hohe Motorleistung meistens auch mit einem höheren Preis für den E-Scooter einhergeht. Angegeben wird bei E-Scootern immer die sogenannte Nennleistung, auch Dauerleistung genannt. Sie bezeichnet die langfristige Motorleistung unter idealen Bedingungen, wie zum Beispiel bei langen Strecken auf einer ebenen Straße. Die Spitzenleistung bezeichnet die Wattzahl, die der E-Scooter überhaupt erreichen kann, die aber nicht dauerhaft gehalten werden kann, weil sonst der Motor erhitzen könnte.
Wie schnell ein E-Scooter mit Straßenzulassung fährt, hängt nicht nur von der Motorleistung, sondern auch vom Fahrzeuggewicht und dem Gewicht des Fahrers ab. Zudem sinkt das Tempo bei größeren Steigungen in der Regel deutlich ab.
Je schwerer die Traglast durch Fahrergewicht, Taschen, Einkäufe usw. und je mehr Steigungen im Alltag zu bewältigen sind, desto höher sollte deshalb die Wattzahl des E-Scooters gewählt werden. Während beispielsweise ein durchschnittlicher 350-Watt-Motor gerade mal Steigungen bis 15 % schafft, sind für höhere Anforderungen 500 Watt zu empfehlen. Bedenke aber, dass die Steigfähigkeit, die der Hersteller angibt, nur unter Idealbedingungen erreicht werden kann. Für den Stadtverkehr reicht ein E-Scooter mit 150 bis 250 Watt völlig aus. Vor allem in hügeligen Gegenden solltest Du aber lieber nach einem E-Scooter mit besonders hoher Wattzahl und damit Steigfähigkeit Ausschau halten.
Akku
Der Akku ist der entscheidende Faktor für die Reichweite des E-Scooters. Je größer der Akku und die Ladung, desto mehr Strecke kann mit einer Akkuladung bewältigt werden.
Bei E-Scootern kommen Lithium-Ionen-Akkus und Bleiakkus zum Einsatz:
- Bleiakkus sind besonders günstig, sehr robust, wenig kälteempfindlich und schwer entflammbar, allerdings oft fest mit dem E-Sccoter verbaut.
- Lithium-Ionen-Akkus sind leichter, haben eine längere Lebensdauer und können einfacher entnommen und gewechselt werden. Dadurch, dass diese Akkus oft herausnehmbar sind, können sie zum Laden einfach mit nach Hause genommen werden. Allerdings sind Lithium-Akkus empfindlicher gegenüber Wärme und Kälte.
Von der Wattzahl des Akkus hängt die erzielbare Reichweite ab. Für kurze Strecken reicht ein Akku mit 250 Kilowatt (KW), für längere Strecken sollten es mindestens 300 Watt sein.
Wichtig zu wissen ist, dass auch das Körpergewicht des Fahrers, das Gewicht des E-Rollers, das Fahrverhalten, die Umgebungstemperatur, die Fahrbahn und die Steigung die Reichweite beeinflussen können. Die Angaben der Hersteller sind daher nur zur Orientierung geeignet.
Traglast
E-Scooter haben meistens eine Traglast bis 100 kg, manchmal auch bis 120 oder 150 kg. Der E-Scooter selbst wiegt meistens schon 15– 20 kg und mehr. Hinzu kommt das Gewicht des Fahrers und seines Gepäcks. Allgemein gilt: Nur wenn Traglast nicht überschritten wird, ist die Sicherheit beim Fahren noch gewährleistet. Bei höherem Gewicht sollte deshalb lieber auf einen E-Scooter mit höherer Traglast von 120 kg oder mehr zurückgegriffen werden. Wird bei einem Unfall eine Überladung festgestellt, droht eine Geldstrafe.
Übrigens: Auch wenn die Traglast nicht überschritten wird, ist das Fahren auf dem E-Scooter mit zwei Personen nicht erlaubt. Wirst Du erwischt, musst Du ein Bußgeld von 10 € bezahlen.
Reifen
Die Reifen von E-Scootern sind zwischen 5 bis 10 Zoll groß. Je größer die Reifen, desto stabiler lässt sich der E-Tretroller fahren – besonders im Winter. Die Federung der Reifen ist wiederum für den Fahrkomfort verantwortlich. E-Scooter-Reifen gibt es in mehreren Ausführungen, die eine unterschiedliche Federung bieten:
- Luftreifen haben sehr gute Dämpfungseigenschaften und bieten eine ausgezeichnete Federung. Es gibt sie mit oder ohne Schlauch. Allerdings können Nägel, Scherben usw. den Luftreifen beschädigen. Zudem muss der Luftdruck in den Luftreifen regelmäßig überprüft werden.
- Vollgummireifen sind wartungsärmer und robuster, müssen bei Beschädigung aber komplett ausgetauscht werden. Zudem bieten Hartgummireifen eine schlechtere Federung und rutschen bei Nässe schneller weg.
- Luftkammerreifen sind eine Kombination aus Vollgummi- und Luftreifen. Wird der Reifen beschädigt, tritt die Luft nur aus einer Kammer aus, sodass das Fahrgefühl nur wenig beeinträchtigt wird. Allerdings können die einzelnen Kammern nicht wieder aufgepumpt werden, sondern es muss der ganze Reifen ausgetauscht werden.
- Honeycomb-Reifen haben wabenförmige Auslassungen in der Gummierung. Obwohl es sich um Vollgummireifen handelt, haben sie dadurch eine bessere Federung.
Bremsen
Die Bremsen eines E-Scooters sind entscheidend fürs sichere Fahren. Auf dem Markt gibt es verschiedene Bremssysteme für E-Scooter, die alle ähnlich sicher sind:
- Kombiniert-verbaute Scheiben- und Trommelbremsen
- Scheibenbremsen am Vorder- und Hinterrad
- Hydraulik-Bremsen für ein sanfteres Bremsgefühl
Wichtig zu wissen: Da elektrische Bremsen ausfallen können, sollten sie immer mit zwei mechanische Bremsen kombiniert werden.
Beleuchtung
Für E-Scooter mit Straßenzulassung ist eine Beleuchtung verpflichtend, die aber auch abnehmbar sein darf. Dabei kommen bei E-Scootern entweder Halogen- oder LED-Lampen zum Einsatz. LED-Lampen verbrauchen rund 85 % weniger Energie und haben eine viel längere Lebensdauer als Halogenlampen, weshalb LED zu empfehlen ist.
Fazit
Ein eigener E-Scooter ist eine handliche und wendige Alternative zum Fahrrad oder E-Bike und kann Auto, Bus und Bahn wunderbar ergänzen. Beim Kauf solltest Du allerdings darauf achten, dass der E-Scooter eine Straßenzulassung hat und bezüglich Motorleistung, Akkureichweite, Traglast usw. zu Deinen Nutzungsbedürfnissen passt. Kommst Du mit einem leistungsschwachen Billigmodell kaum den nächsten Hügel neben Deinem Zuhause hinauf oder ist der Akku auf halber Strecke zu Deiner Arbeitsstelle bereits leer, wirst Du nur wenig Freude an Deinem E-Scooter haben.
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