🔌 Dynamische Stromtarife – lohnt sich das?

Seit dem 01.01. 2025 haben Energieversorger in Deutschland die Pflicht, ihren Kunden dynamische Stromtarife anzubieten. Dabei passen sich die Kosten fast in Echtzeit an den aktuellen Börsenstrompreis an. Dadurch lässt sich einerseits viel Geld sparen, andererseits birgt das Preismodell auch Risiken. Für wen lohnt sich das also?

Was sind dynamische Stromtarife?

Klassische Stromtarife setzen sich aus einem festgelegten Grundpreis und einem fixen Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde zusammen. Hier übernehmen die Stromanbieter das Risiko schwankender Strompreise, preisen es aber in die Verbraucherpreise mit ein.

Dynamische Stromtarife haben keinen fixen Arbeitspreis. Stattdessen sind die Arbeitspreise von den Preisen des Großhandels abhängig. Denn beim sogenannten Day-Ahead-Markt werden sozusagen erst heute noch die Strompreise von morgen verhandelt, die sich entsprechend der Lage stündlich ändern können. Der Stromanbieter legt also erst am Vortag fest, wie viel der Strom am nächsten Tag kosten wird, was in die dynamischen Tarife einfließt. Wird gerade viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt, ist der Strom günstig; wird er dann genutzt, etwa zur Nutzung der Waschmaschine oder zum Laden des E-Autos, bringt das finanzielle Vorteile mit sich. Dynamische Tarife sorgen also für Anreize, den Verbrauch möglichst in Zeiten niedriger Preise zu verlagern.

Variable Stromtarife werden oft mit dynamischen Stromtarifen verwechselt. Sie haben ebenfalls keinen feststehenden Arbeitspreis, die Arbeitspreise ändern sich aber lediglich monatlich in Abhängigkeit vom Börsenpreis, nicht täglich.

🔌 Dynamische Stromtarife – lohnt sich das?

Vorteile dynamischer Stromtarife

Kostensenkung durch günstige Strompreise: Bei dynamische Stromtarifen kannst Du direkt von niedrigen Börsenpreisen profitieren, wenn Du Deinen Verbrauch auf Zeiten mit viel erneuerbarem Strom verlagerst. So sparst Du bares Geld.

Förderung der Energiewende: Durch flexibles Verbrauchsverhalten, das an Zeiten guter Erneuerbarer Energieausbeute ausgelegt ist, unterstützt Du den Ausbau grüner Energien und hilfst das Stromnetz besser auszunutzen.

Transparenz im Stromverbrauch: Durch das intelligente Messsystem hast Du eine genaue Übersicht über Deinen Stromverbrauch. So kannst Du Einsparpotenziale erkennen und noch bewusster mit Energie umgehen.

Innovative Nutzungsmöglichkeiten: Besonders, wenn Du ein E-Auto, eine Wärmepumpe oder einen Batteriespeicher hast, kannst Du mit dynamischen Tarifen Deine Kosten optimieren.

Nachteile dynamischer Stromtarife

Risiko hoher Preise: Bei dynamischen Stromtarifen trägst Du das volle Risiko für Preissteigerungen an der Börse. Das heißt, dass der Strom auch mal teurer werden kann.

Komplexität der Tarife: Dynamische Tarife sind nicht so einfach zu verstehen und vor allem zu vergleichen wie klassische Festpreistarife. Du musst Dich also viel intensiver mit Deinem Stromverbrauch auseinandersetzen.

Eingeschränkte Flexibilität im Alltag: Für normale Haushalte ohne E-Auto oder Batteriespeicher für Wärmepumpen kann der Stromverbrauch kaum an günstige Zeiten angepasst werden. So können die Vorteile der Tarife nicht ausgeschöpft werden.

Mehr Aufwand im Alltag: Um von dynamischen Tarifen zu profitieren, musst Du Deinen Stromverbrauch im Blick behalten und ihn bewusst planen.

Stromkosten nicht vorab kalkulierbar: Da die Smart Meter die Zählerstände automatisch an den Messstellenbetreiber senden, ist kein Abschlag erforderlich. Die Abrechnung erfolgt je nach Verbrauch monatlich. Dadurch sind die Stromkosten kaum planbar.

Notwendigkeit eines intelligenten Messsystems: Ohne einen modernen Stromzähler kannst Du keine dynamischen Tarife nutzen. Die Installation und der Betrieb solcher Zähler verursachen zusätzliche Kosten.

Smart Meter als Voraussetzung für einen dynamischen Tarif

Um dynamische Tarife nutzen zu können, wird ein intelligentes Messsystem benötigt, das auch Smart Meter genannt wird. Diese smarten Stromzähler können Daten senden und empfangen und unterscheiden sich damit von einfachen digitalen Stromzählern durch eine zusätzliche Kommunikationseinheit. Der Stromverbrauch wird über das Smart Meter in 15-minütige Intervalle aufgeteilt und einmal täglich an den Messstellenanbieter gesendet. Dadurch wird letztendlich der Strompreis ermittelt, der bezahlt werden muss.

🔌 Dynamische Stromtarife – lohnt sich das?

Für wen ist ein Smart Meter Pflicht?

Ab 2025 müssen alle Haushalte ein intelligentes Messsystem nachrüsten, die …

  • einen jährlichen Stromverbrauch von über 6.000 Kilowattstunden haben.
  • mit einer Photovoltaikanlage mit mehr als 7 Kilowatt Leistung ausgestattet sind.
  • steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen oder Wallboxen haben.

Ziel ist, dass bis Ende 2025 mindestens 20 % dieser Haushalte, bis Ende 2028 mindestens 50 % und bis Ende 2030 mindestens 95 % ein intelligentes Messsystem haben sollen. Ab 2032 sollen alle Haushalte ein Smart Meter haben.

Wie hoch sind die Kosten für ein verpflichtendes Smart Meter?

Der Gesetzgeber hat folgende jährlichen Preisobergrenzen bei einem Pflichteinbau festgelegt:

Jahresverbrauch des Haushalts Jährliche Preisobergrenze (brutto)
> 6.000–10.0000 kWh 20 Euro
> 10.000–20.000 kWh 50 Euro
> 20.000–50.000 kWh 90 Euro
> 50.000–100.000 kWh 120 Euro
Photovoltaikanlage > 7–15 kW 20 Euro
Photovoltaikanlage > 15–25 kW 50 Euro
Photovoltaikanlage > 25 kW 80 Euro
Steuerbare Verbrauchseinrichtungen 50 Euro

Wichtig zu wissen: Zwar ist der Pflichteinbau kostenlos, allerdings ist häufig die Erweiterung oder der Austausch des Zählerschranks erforderlich, wenn für den Smart Meter nicht genug Platz ist. Das gilt vor allem für Häuser, die vor 1965 gebaut wurden. Dafür können bis zu 2.000 € fällig werden und die müssen vom Hauseigentümer selbst getragen werden. Mieter dürfen nicht an den Kosten beteiligt werden.

Was kostet es, wenn ich freiwillig ein Smart Meter einbauen lasse?

Ab 2025 kann jeder Haushalt den Einbau eines intelligenten Messsystems vom zuständigen Messstellenbetreiber verlangen. Es muss dann innerhalb von vier Monaten installiert werden. Die einmaligen Kosten für den freiwilligen Einbau liegen maximal bei 30 €, was aber noch auf 100 € erhöht werden soll. Die jährlichen Kosten für Haushalte bis 10.000 Kilowattstunden Stromverbrauch liegen dann bei ca. 20 € pro Jahr und für Haushalte mit Wärmepumpe und Elektroauto-Ladestation ca. 50 € pro Jahr. Auch diese Kosten sollen eventuell noch steigen.

Wie finde ich günstige dynamische Stromtarife?

Zwar können dynamische Stromtarife auch über Vergleichsportale gefunden werden. Allerdings lassen sich die Preise kaum vergleichen, da sie sich stetig verändern. Die Gebühren, die für den dynamischen Tarif bezahlt werden müssen, sind das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen den Anbietern. Diese sind in den Vergleichsportalen oft nicht zu finden, stattdessen ist Eigenrecherche notwendig. Oft ist auch nicht klar, ob es echte dynamische Tarife mit täglicher Anpassung oder nur variable Tarife mit monatlicher Anpassung in Abhängigkeit des Börsenpreis sind. Wer sich für einen dynamischen Tarif interessiert, muss die Konditionen bei den jeweiligen Anbietern also genau prüfen.

Fazit: Für wen lohnt sich ein dynamischer Tarif?

Dynamische Stromtarife lohnen sich in erster Linie für Haushalte, in denen der Stromverbrauch im Alltag wirklich verschoben werden kann. Dies gilt zum Beispiel, wenn Du eine Wallbox für Dein Elektroauto, eine Wärmepumpe oder einen Batteriespeicher hast. Für alle anderen Haushaltsstromkunden sind dynamische Tarife in der Regel nicht zu empfehlen. Wenn Du Dich trotzdem für einen dynamischen Stromtarif interessierst, solltest Du Dich zumindest am Anfang für eine kurze Vertragslaufzeit entscheiden. Sollte der dynamische Tarif dann doch nicht passend für Deinen Stromverbrauch im Alltag sein, kannst Du dann schneller wieder in einen Festpreistarif wechseln.