Das große Thema Diesel-Umrüstung beschäftigt immer wieder die Politik und die Autokonzerne. Extra dafür gab es einen Diesel-Gipfel in Berlin. Zusammen wollten die Autokonzerne und die Politik über die Zukunft sauberer Luft und der Atemluft entscheiden. Über die Ergebnisse und mögliche Prämien für alte Dieselfahrzeuge haben wir bereits berichtet. Wie wir auch alle wissen, gibt es hinsichtlich der Diesel-Fahrzeuge viele Schummeleien. Gerade im Bereich Euronorm 5 und 6 der Diesel-Fahrzeuge wird geschummelt. Wird keine Lösung gefunden, kann sogar ein Fahrverbot möglich sein. Für viele Autofahrer wäre das ein Schlag ins Gesicht, zumal sie auf die Fahrzeuge angewiesen sind und mit den Schummeleien der Autokonzerne nichts zu tun haben. Die Diesel-Autofahrer wären sozusagen die Leidtragenden.
Während des Gipfels wurden natürlich einige Varianten durchgesprochen. Einige Möglichkeiten zur Umrüstung wurden also sinnvoll und bezahlbar, und andere Varianten als unwirtschaftlich abgetan. Aber welche Möglichkeiten gibt es nun eigentlich? Und wie sieht es mit der Übernahme der Kosten aus? Müssen die Autofahrer die Umrüstung selber zahlen oder übernehmen die Autobauer die Umrüstungskosten? Wie ist es letztendlich in der Praxis – Helfen die Umrüstungs-Möglichkeiten wirklich der Umwelt? Und welche Nachteile ergeben sich möglicherweise für die Autofahrer?
Software-Update als Diesel-Umrüstung sinnvoll?
Für die Autokonzerne ist es natürlich am günstigsten, einfach ein neues Update aufzuspielen. Die Software des Motors ist für die Regelung der Abgasverbrennung im Motor zuständig. Sie regelt also, wie viel Abgas wieder zum Motor zurückgeführt wird, welches anschließend verbrannt werden soll. Letztendlich bedeutet das, dass je mehr Abgas verbrannt wird, umso besser ist es für die Umwelt. Aus dem Auspuff kommen letztendlich weniger Stickoxide. Aktuell ist es bei den meisten Diesel-Fahrzeugen so, dass nur bei bestimmten Temperaturen Abgase rückgeführt und verbrannt werden. Liegen die Außentemperaturen unter 15 Grad oder über 30 Grad, so wird die aktuell aufgespielte Software abgeschaltet. Das heißt, dass in den entsprechenden Temperaturbereichen keine Rückführung des Abgases stattfindet. Es wird gefordert, dass es immer zu einer Rückführung und Verbrennung des Abgases kommt. Die neue Software soll das ermöglichen.
Nun kommt aber das große Aber. Die Spezialisten befürchten, dass sich der Prozess negativ auf den Motor auswirken könnte. Kommt es zu einer Abgasverbrennung bei falschen Temperaturen, könnte der Motor Schaden annehmen. Hinzu kommt, dass der Kraftstoffverbrauch steigen würde. Letztendlich wird dann wieder mehr Diesel benötigt, um denselben Weg zurückzulegen. Außerdem ist eine solche Software nur bei ganz bestimmten Motoren sinnvoll und könnten einen niedrigen Schadstoff-Ausstoß mit sich bringen. Sicher sind sich die Experten, dass die Euro-5-Norm Diesel-Fahrzeuge den Standard der Euro-6-Norm Motoren nicht erreichen werden, sodass diese Variante eher uninteressant ist und keine wirklich Besserung für die Umwelt mit sich bringt. Für die Autobauer ist die Variante jedoch am schnellsten und günstigsten erledigt.
Tipp für die Umrüstung mittels Software-Update: Wer ein Diesel-Fahrzeug besitzt, sollte sich zunächst einmal darüber informieren, ob bei dem vorhandenen Fahrzeug überhaupt ein Software-Update sinnvoll ist. Wird keine Besserung mit dem Update erzielt, kann man sich das Software-Update gleich sparen, zumal es ja für den Motor auch nicht förderlich sein soll.
Auf den AdBlue-Tank setzen – die bessere Alternative?
Die zweite Möglichkeit wäre es, einen AdBlue-Tank und einen entsprechenden Katalysator einbauen zu lassen. Bei dem Tank ist das Besondere, dass es sich um einen Tank mit Harnstoff, Adblue genannt, handelt. Der Harnstoff bringt die Eigenschaft mit sich, die Schadstoffe aus dem Diesel-Motor zu zersetzen. Ein solcher Tank ist eine gute Alternative und sicherlich für das Fahrzeug und die Umwelt sinnvoller. Denn mit diesem speziellen Tanksystem sinkt der Stickoxid-Ausstoß garantiert so weit, dass die Diesel-Fahrzeuge die entsprechenden Vorgaben von Euro 6 erreichen. Fahrzeughalter können in dem Fall weiterhin problemlos in die Innenstädte fahren.
Doch auch hier gibt es wieder ein großes Aber. Auf den Kosten bleiben die Fahrzeughalter sitzen. Die Fahrzeughersteller bieten keinerlei finanzielle Hilfe und Kostenübernahme an. Lassen sich Fahrzeughalter einen solchen Tank einbauen, müssen sie mit Kosten von 1.500 Euro plus Einbaukosten rechnen. Laut der Fahrzeughersteller sei die Umrüst-Methode viel zu aufwendig und letztendlich auch unwirtschaftlich. Es ist natürlich logisch, dass der Einbau eines solchen Tanks kostenintensiver ist als das Aufspielen einer neuen Software.
Wichtiges zu Fahrzeugen mit der Euronorm 6
Es sind bereits schon einige Fahrzeuge im Umlauf, die über ein AdBlue-System verfügen. Allerdings wird dieses System von den Fahrzeugen nur selten beansprucht. Durch das neue Software-Update wäre das System letztendlich öfters in Gebrauch. Unweigerlich kommt es jedoch auch hier zu einem großen Nachteil. Denn wenn das AdBlue-System öfters in Gebrauch ist, werden wesentlich mehr Harnstoffe von dem Fahrzeug verbraucht.
In vielen Fahrzeugen wurden jedoch recht kleine AdBlue-Tanks verbaut. Wer im Besitz eines solchen Fahrzeugs ist, müsste letztendlich selber Harnstoff nachfüllen, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Mit der jetzigen Software reichte der Harnstoff immer bis zur nächsten Inspektion. Das wäre dann wohl Geschichte. Letztendlich wird es eh wieder werden, dass die Fahrzeugbesitzer zur Kasse gebeten werden.
Umrüsten lassen oder doch lieber neu kaufen?
In einigen Städten soll ab 2018 Fahrverbot für Dieselfahrzeuge kommen, die nicht über die Abgasnorm 6 verfügen. Wer also ein Dieselfahrzeug mit Abgasnorm 5 besitzt, sollte sich Gedanken machen. Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten:
- Außerhalb der Sperrzone bleiben
- Das alte Fahrzeug umrüsten lassen
- Neues Fahrzeug kaufen
Letztendlich hängt es auch von den Fahrzeughaltern selber ab. Wer oft in den betroffenen Städten unterwegs ist oder sein muss, der wird nicht drum herum kommen. Falls das Fahrzeug schon etwas älter ist, bietet sich möglicherweise der Kauf eines neuen Autos an. Doch wer noch über ein relativ neues Fahrzeug verfügt, der wird sich sicherlich nicht schon wieder ein neues Auto kaufen wollen. Für diejenigen Fahrzeugbesitzer, die nur selten in den Sperrzonen unterwegs sind, ist es eine gute Alternative, außerhalb der Sperrzone zu bleiben. Möchte man aktuell ein Diesel-Fahrzeug verkaufen, hat man recht schlechte Karten. Es gibt einen hohen Wertverlust zwischen 10 und 20 Prozent, was jedoch auch von der Region und den Modellen abhängig ist. Autofahrer, die sich ein Fahrzeug kaufen möchten, jedoch in den entsprechenden Städten wie München und Berlin nicht unterwegs sind, können doch relativ günstig an ein Diesel-Fahrzeug kommen.
Wer ist von der Dieselumrüstung betroffen?
Autofahrer müssen mit einer großen Umrüstungswelle rechnen. Es gibt die EU-Grenzwerte für Stickoxide in zahlreichen deutschen Großstädten. Viele Experten zweifeln zwar die Tragweite des Stickoxid-Ausstoßes an. Auch gibt es Zweifel an den Umweltzonen. Einige Experten meinen, dass die Umweltzonen keinen Erfolg bringen. Dennoch müssen die Autokonzerne etwas unternehmen, um die Werte einzuhalten. Voraussichtlich werden fast alle großen Automarken von der Umrüstwelle betroffen sein. Von einigen Herstellern gibt es bereits erste Rückruf-Ankündigungen. Hierzu zählen:
- Mercedes
- Audi
- BMW
Ebenso betrifft es einige Diesel-Fahrzeugmodelle von Volkswagen und Porsche. Von Mercedes wurde angekündigt, dass rund 3 Millionen Fahrzeuge umgerüstet werden müssen. Volkswagen hat verlauten lassen, dass neben den Pflicht-Rückrufen auch weitere Rückrufe von Diesel-Modellen starten. Rückrufe von Opel, Renault, Volvo, Jeep und Land Rover sind jedoch noch offen. Doch auch bei den Fahrzeug-Marken gab es enorme Abweichungen und Überschreitungen des Grenzwertes.
Wann starten die Umrüst-Aktionen?
Wann genau die ersten Umrüstungen von Diesel-Fahrzeugen beginnen, steht aktuell noch nicht fest. Ganz klar ist jedoch, dass die Zeit ziemlich drängt und nicht mehr lange gewartet werden kann. Durch die Umrüstungen sollen Diesel-Fahrverbote vermieden werden. Man kann also davon ausgehen, dass noch in diesem Jahr erste Rückruf-Aktionen starten. Wer von der Umrüstaktion betroffen ist, erhält einen Brief von dem Fahrzeughersteller. Dieser Brief wurde zusammen mit dem Kraftfahrt-Bundesamt geschrieben und ausformuliert.
Müssen Fahrzeughalter umrüsten lassen?
Es hängt davon ab, ob die Umrüstung behördlich angeordnet wurde oder ob es von freiwilliger Natur ist. Aktuell ist von freiwilligen Rückrufaktionen die Rede. In dem Fall können die Fahrzeugbesitzer natürlich selber entscheiden, ob sie ihr Fahrzeug umrüsten lassen möchten. Wer beispielsweise nur auf dem Land unterwegs ist und in den Sperrzonen nie unterwegs ist, der könnte sich beispielsweise die Rückrufaktion auch sparen. Allerdings kann es auch passieren, dass noch auf eine behördlich angeordnete Umrüstung umgeschwenkt wird. In dem Fall muss man das Fahrzeug zum Umrüsten in die Werkstatt schaffen. Die Behörden setzen in einem solchen Fall den Fahrzeugbesitzer eine bestimmte Frist zur Umrüstung. Wird während dieser Zeit die Umrüstung nicht durchgeführt, kommt ein Erinnerungsschreiben. In einem solchen Erinnerungsschreiben wird in der Regel auch direkt darauf hingewiesen, dass das Fahrzeug im Falle einer Unterlassung der Umrüstung außer Betrieb gesetzt wird. Also spätestens da sollte man dann doch einen Termin in der Werkstatt ausmachen und das Fahrzeug umrüsten lassen.
Werden Diesel-Fahrverbote durch Umrüstung verhindert?
Aktuell steht noch nicht fest, ob durch eine Umrüstung wirklich Diesel-Fahrverbote verhindert werden. Deshalb sollte man lieber noch ein bisschen abwarten, bis es Klarheit zu dem Thema gibt. Derzeit ist die Nachrüstung auf freiwilliger Natur. Sie gilt auch erst dann als zumutbar, wenn die Fahrzeugbesitzer nach der Nachrüstung auch wirklich ihr Fahrzeug weiter uneingeschränkt fahren können. Es werden schon mögliche Alternativen aufgezeigt. Hierzu zählen:
- Citymaut-Einführung
- Parkgebührenerhöhung
- Tempo-30-Zonen im kompletten Stadtbereich
- Ausbau von Bus- und Bahnnetz
Bevor man voreilig das Fahrzeug umrüsten lässt, sollte man also einfach noch abwarten, wie es weitergeht. Garantiert gibt es noch jede Menge Streit in diesem Bereich. Einige Institute wie die Deutsche Umwelthilfe hat auch schon mit Klagen gegen die Umrüstungen gedroht, die nicht vollkommen deren Vorstellungen entsprechen. Außerdem wollen sie Diesel-Fahrverbote für alle Fahrzeuge mit erhöhten Stickoxid-Emissionen in den entsprechenden Städten und Regionen gerichtlich bewirken.
Was kommt noch auf Diesel-Besitzer zu?
Auf Besitzer von Diesel-Fahrzeugen kommen jedoch noch weitere Dinge zu. Die Politik ist zwar mit verantwortlich für den ganzen Abgasskandal, plant aber scheinbar die Diesel-Problematik für erhöhte Steuereinnahmen für sich zu nutzen. Im Gespräch sind wohl schon:
- Erhöhte Besteuerung des Dieselkraftstoffes
- Besteuerung von Dienstwagen an Emission koppeln
Möglich sind auch unterschiedliche Besteuerungen der einzelnen Schadstoffklassen. Eventuell sollen aber auch moderne Dieselfahrzeuge mit Euro 6c Norm gefördert werden. Mit der Erhöhung der Steuer des Dieselkraftstoffes wäre das aber auch ziemlich sinnlos. Denkbar wäre aber eben auch, dass ältere Fahrzeuge mit Dieselmotor höhere Steuern zahlen müssen. Das aktuelle System hinsichtlich der Kfz-Steuer gestaltet sich so, dass die Diesel-Fahrzeuge ab Euro 3 hinsichtlich der Steuererhebung gleichbehandelt werden. Die Politik möchte bewirken, dass im Straßenverkehr die Diesel-Fahrzeuge unter Euro 5 deutlich weniger vertreten sind.
Jetzt einen Diesel kaufen – ist das ratsam?
Wer sich aktuell ein Fahrzeug kaufen möchte oder muss, dem ist es nicht zu empfehlen, ein Diesel-Fahrzeug ohne Euro6 zu kaufen. Man weiß nie, wie es weitergeht und was sich die Autohersteller und die Politik noch einfallen lassen. Es fehlt sozusagen an Planungssicherheit. Bedenken muss man, dass die Fahrverbote noch nicht vom Tisch sind. Außerdem kann man damit rechnen, dass es zu einer höheren Besteuerung, egal auf welche Art, hinsichtlich der Dieselfahrzeuge, sicherlich geben wird. Selbst die Fahrer von Dieselfahrzeugen mit der allerneusten Abgasnorm wären von erhöhten Kosten betroffen, wenn die Kraftstoffsteuer auf Diesel steigen würde. Von daher wäre eher der Kauf eines Benziners, Elektroautos oder eines Autogas-Fahrzeuges sinnvoll.
Fazit: Lieber noch abwarten, anstatt zu überstürzen
Aktuell wird noch heiß diskutiert, wie es mit den Diesel-Fahrzeugen weitergehen soll. Bevor nicht abschließend alle Ungereimtheiten vom Tisch sind, sollten die entsprechenden Fahrzeugbesitzer nichts überstürzen. Schließlich ist auch noch nicht ganz klar, ob mit der Umrüstung auch wirklich das Diesel-Fahrverbot vom Tisch ist. Sobald diesbezüglich Klarheit herrscht, kann man sich für das Umrüsten entscheiden.
Zwischen zwei Umrüst-Möglichkeiten wird unterschieden. Es gibt die Software- und die Hardware-Variante. Die Software-Variante ist mit rund 100 Euro die günstigste Variante, welche jedoch nicht unbedingt für alle Fahrzeuge geeignet ist und den gewünschten Erfolg mit sich bringt. Allerdings haben schon Autohersteller verlauten lassen, die Software kostenfrei aufzuspielen. Entscheidet man sich für die Hardware-Variante, wird ein AdBlue-Tank eingebaut. Diese Methode bringt jedoch erhebliche Kosten mit sich. Die Fahrzeughersteller bieten diesbezüglich auch keine finanzielle Unterstützung für die Fahrzeugbesitzer an. Sie müssten also die Kosten komplett selber übernehmen.
Diesel-Besitzer sollten jedenfalls aktuell nichts überstürzen. Schließlich gibt es noch viele Unklarheiten über die Diesel-Fahrzeuge. Wer nicht unbedingt ein Fahrzeug mit Dieselmotor benötigt, der sollte sich lieber für ein Fahrzeug mit anderen Kraftstoffvarianten entscheiden. Steuererhöhungen hinsichtlich des Kraftstoffes und der Kfz-Steuer stehen im Raum und werden schon von der Politik diskutiert. Es wird sicherlich in Zukunft teurer, wenn man ein Diesel-Fahrzeug fährt. Vor Diesel-Fahrverboten ist man sicherlich auch in Zukunft nicht unbedingt sicher. Von daher ist es ratsam und sinnvoll, sich nach einer guten Alternative zu einem Diesel-Fahrzeug umzuschauen.
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