Sind Anbieter wie Werbestopper.de seriös

Es klingt einfach wie verführerisch zugleich: Mit nur einer einzigen Anmeldung sollen Werbebriefe und Co. im Briefkasten bald schon der Vergangenheit angehören. Keine Werbeflut mehr im Postkasten und damit auch weniger Müllaufkommen beim Altpapier. Versprechen tut dies der Anbieter Werbestopper.de, der seit einiger Zeit in Deutschland aktiv ist. Besonders auffallend: Geworben wird mit der Torwart-Legende Oliver Kahn. Grund genug zur Annahme, dass Werbestopper.de seriös ist und am Ende wirklich keine unerwünschte Werbung mehr im Postkasten landet. Aber ist das am Ende wirklich so? Oder verspricht der Anbieter mehr, als er leisten kann? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Alles Fragen, die man sich durchaus vor der Anmeldung stellen sollte.Ebenso sollte man sich im Vorfeld auch immer informieren, was für Erfahrungen andere Nutzer mit einem derartigen Dienst gemacht haben. So lassen sich negative Überraschungen vermeiden und man erkennt mitunter auch schnell, sollte ein Anbieter nicht seriös sein. Im Falle von Werbestopper.de sind die Erfahrungen der Nutzer daher ebenfalls wichtig. Bei Interesse hat man somit die Chance, sich ein erstes Bild zu machen – und kann im Falle eines Falles direkt von einer Anmeldung Abstand nehmen. Zum Beispiel dann, wenn andere Nutzer von negativen Erfahrungen oder gar Betrug und Abzocke berichten.

Was für einen Service bietet Werbestopper.de

Werbestopper.de verspricht, der Flut an Werbung im Briefkasten entgegenzuwirken. So, dass nur noch wichtige Post im Kasten landet und man sich nicht erst immer durch zahlreiche Werbebriefe von Telefonunternehmen, Versicherungen und Co. wühlen muss. Auch Prospekte, Wurfblätter und andere Werbesendungen sollen den Weg in den eigenen Briefkasten dann nicht mehr finden. Möglich wird dies laut Anbieter mit nur einer einzigen Anmeldung. Die Folge: Man erhält weniger unerwünschte Werbung, es kann Papier eingespart werden und dadurch wird auch die Umwelt geschont. Zudem ist der Anbieter auch eine Kooperation mit dem WWF eingegangen. Scheint also, ziemlich praktisch zu sein. Aber bringt das Ganze überhaupt etwas?

Kostenloser Schutz vor Werbepost im Briefkasten

Werbestopper.de ist zunächst einmal kostenlos und verspricht, dass im Postkasten weniger unerwünschte Werbung. Laut Werbestopper.de funktioniert das Prinzip in etwa so:

  • Der Nutzer meldet sich mit seinen Daten kostenfrei auf der Webseite an.
  • Werbestopper.de ermittelt anhand der Postleitzahl eine Liste an Unternehmen aus der Umgebung.
  • Der Nutzer wählt aus, welche Unternehmen weiterhin Werbepost senden dürfen und welche Unternehmen hierzu keine Gelegenheit mehr bekommen sollen.
  • Werbestopper.de sendet an die aussortierten Unternehmen einen Widerspruch, sodass der Nutzer keine Werbung mehr erhalten sollte.

Wie der Anbieter auf der eigenen Webseite mitteilt, wird die Liste an Unternehmen fortlaufend erweitert, sodass immer mehr werbetreibende Firmen aufgenommen werden. Diese kann der Nutzer dann allesamt durchsortieren und entscheiden, wer Werbung senden darf und wer nicht.

Schickt ein Unternehmen weiterhin Werbung, kann man eine Unterlassung fordern. Vorher sollte man aber eine zweiwöchige Frist einräumen. Die notwendigen Dokumente für die Unterlassungsforderung stellt Werbestopper.de seinen Nutzern bei Bedarf zur Verfügung.

Wie seriös ist Werbestopper.de letzten Endes wirklich?

Das Prinzip, das der Anbieter verfolgt, klingt durchdacht und auch sinnvoll. Auch die Sache an sich klingt praktisch und bietet für viele Nutzer sicherlich hohen Komfort. Wenn es denn auch so umgesetzt wird. Denn den positiven Ersteindruck verliert man recht schnell, wenn man sich im Internet ein wenig umsieht. Viele Nutzer kritisieren den Anbieter. Vor allem, da die Nutzerdaten an ein Unternehmen aus der Schweiz verkauft werden sollen. Welchem Zweck die Daten dann zugeführt werden, ist nicht klar und für den Anwender auch kaum nachzuvollziehen. Zudem muss man sich auch die Frage stellen, ob der Dienstleister seine Angebote auch tatsächlich einhalten kann. Die Frage, ob sich Unternehmen an die Werbestopps von Werbestopper.de halten (müssen), ist nicht so einfach zu klären.

Als Nutzer erteilt man dem Anbieter immerhin keine Vollmacht, sodass die Umsetzung tatsächlich fragwürdig bleibt. Zusätzlich sind Werbesendungen oftmals auch als Beilage von Tageszeitungen oder Magazinen zu finden. Es wäre somit also auch erforderlich, dass Werbestopper.de Zugriff auf die Abonnentendaten hat, sodass durchgeschaut werden kann, welcher Abonnent welchem Werbeunternehmen ein Verbot erteilen ließ. Umsetzbar ist das sicherlich nur schwierig und es ist zudem auch sehr kompliziert, mit allen Zeitungen und Magazinen sowie Verlagen zusammenzuarbeiten. Zumal diese durch die Werbebeilagen häufig auch einen gewissen Verdienst erzielen.

Erste Abmahnverfahren gegen Werbestopper.de laufen

Hinzu kommt, dass gegen den Anbieter Werbestopper.de auch schon erste Abmahnverfahren laufen. Der Verein Wettbewerbszentrale hat ein Verfahren eröffnet, da gegen geltende Datenschutzgesetzte verstoßen würde und da Werbeaussagen den Nutzer in die Irre führen würden. Der versprochene umfassende und effektive Schutz vor Werbesendungen könne durch den Anbieter nicht in vollem Umfang gewährleistet werden, wird hier kritisiert.

Keinen Verstoß gegen den Datenschutz sieht hingegen die Stiftung Warentest. Auch diese hat Werbestopper.de umfassend untersucht, sieht aber andere Fragen unbeantwortet. Halten sich die angeschriebenen Unternehmen wirklich an die gestellten Auflagen und bleiben Werbesendungen dann aus? Zudem sei eben nicht klar – wie bereits erwähnt –, was mit den Kundendaten nach der Anmeldung bei Werbestopper.de geschieht.

Werbestopper.de mit Schweizer Firma verbunden

Die Kundendaten gehen nach der Anmeldung an die Reachsome AG mit Sitz in der Schweiz. Was auf den ersten Blick wie ein Verkauf von Datensätzen aussieht, ist in Wahrheit etwas anderes. Denn Reachsome Geschäftsführer Christian Geltenpoth ist auch im Impressum von Werbestopper.de zu finden. Somit ist er mit beiden Unternehmen verbunden. Werbestopper.de wird von der Gesellschaft zur Durchsetzung von Verbraucherinteressen betrieben. Das ist allerdings kein Verein, sondern eine wirtschaftlich arbeitende Firma. Und auch Reachsome ist im Werbegeschäft tätig. Zwar nicht im Print-Bereich, dafür aber digital. Bei Werbestopper.de sind somit Verbindungen zu einem Marketingunternehmen nicht von der Hand zu weisen. Und das, obwohl der Anbieter selber verspricht, Nutzer von Werbung zu befreien.

Verbraucher haben Recht auf Widerspruch gegen Werbung

Ganz allgemein hat ein Verbraucher immer das Recht, Widerspruch gegen unerwünscht eingehende Werbung auszusprechen. Und die Unternehmen müssen sich daran auch halten. Ist das nicht der Fall, stellt dies einen Verstoß gegen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung dar. Zudem ist es vielfach aber auch eine unzumutbare Belästigung. Einem Urteil des Lüneburger Landgerichts aus dem Jahr 2011 zufolge muss sich ein Unternehmen daran halten, wenn ein Verbraucher mitteilt, keine Werbung erhalten zu wollen. Damals wurde die Deutsche Post aufgrund des Werbemagazins Einkauf aktuell verklagt und der Kläger bekam Recht. Der Bundesgerichtshof hatte indes schon 1988 geurteilt, dass sich Unternehmen an solche Vorgaben halten müssen. Auch ein Aufkleber mit „Keine Werbung“ am Briefkasten sei dazu ausreichend.

Und welches Ziel verfolgt Werbestopper.de?

Auf den ersten Blick wird nicht deutlich, welchen Zweck Werbestopper.de eigentlich erfüllen möchte. Immer wieder weist man darauf hin, dass man mit den Abmahnungen an die Unternehmen kein Geld verdiene. Betrachtet man die Verbindung zur Reachsome AG aus der Schweiz, wird das Ziel aber doch schnell deutlich. Scheinbar möchte man die Unternehmen dazu bewegen, statt in Print-Werbung an Millionen Haushalte, lieber in digitale Werbung zu investieren. Gut möglich also, dass der versprochene Werbeblocker für den Verbraucher nur ein Mittel zum Zweck ist. So kann man werbetreibenden Unternehmen unter Umständen die Wünsche der Verbraucher aufzeigen und zugleich auf die eigenen, scheinbar lukrativeren Werbemöglichkeiten hinweisen.

Am Ende bleibt aber offen, wie Werbestopper.de tatsächlich agiert und auf welche Weise konkret das dahinterstehende Unternehmen Geld verdient. Für den Nutzer kann eine Anmeldung nützlich sein, dass dies aber auch wirklich so ist, kann kaum belegt werden. Zumal die Unternehmen oftmals einfach Listen mit Datensätzen erhielten, die sie dann aus dem Werbeverteiler entfernen sollen. Die Effektivität ist somit nicht sichergestellt.

Was kann man gegen unerwünschte Werbung machen?

Möchte man wirklich keine Werbung erhalten, sollte man einzelnen Unternehmen dies im besten Fall selber und einzeln mitteilen. Ein vordefiniertes Schreiben reicht dazu meist aus. Möchte man gar keine Werbung bekommen, ist ein Aufkleber am Briefkasten sinnvoll – daran müssen sich Zusteller und Firmen halten. Kommt doch noch Werbung, sollte man sich nicht allzu sehr ärgern und diese einfach entsorgen. Trifft man entsprechende Maßnahmen wie die eben vorgestellten, dürfte die Menge an Werbesendungen von Zeit zu Zeit von ganz alleine abnehmen. Resistenten Unternehmen darf man seinen Wunsch, keine Werbung mehr zu erhalten, aber durchaus mehrfach mitteilen. Bei Bedarf auch unter Androhung einer Anzeige.

Angebote und Co. kann man dann immer noch online einsehen. Beinahe jeder größere Anbieter stellt seine Werbeprospekte auch in digitaler Form bereit, sodass man die Printwerbung tatsächlich nicht zwingend braucht. Über das Internet kann man einzelne Prospekte einfach abrufen oder diese auch per Newsletter via E-Mail abonnieren. Trotz weniger Werbung im Briefkasten bleibt man somit immer auf dem Laufenden und kann Werbemails im Anschluss dann einfach und schonend für Umwelt und Ressourcen löschen.

Kundenkritik an Werbestopper.de ist vielseitig

Auch wenn man mit Oliver Kahn ein sehr prominentes Werbegesicht für sich gewinnen konnte, ist die Kritik an Werbestopper.de vielseitig. Nutzer kritisieren so, dass sie trotz der Anmeldung immer noch Werbung in gleichem Maße erhielten und das bei bisher mehr als 20.000 angemeldeten Nutzern, von denen die Hannoversche Allgemeine schreibt. Auch erste Anwälte wurden bereits beauftragt und vor allem Firmen, die Printwerbung verteilen, haben ein Problem mit dem Vorgehen des Unternehmens Werbestopper.de. Denn die zugestellten Listen mit Nutzern, die keine Werbung mehr erhalten möchten, seien unsortiert und würden einen hohen Aufwand bedeuten. Für den Nutzer ist das Versprechen von Werbestopper.de somit kaum erfolgsversprechend.

Somit sollte man es sich als Verbraucher zweimal überlegen, ob man sich bei Werbestopper.de anmeldet und damit den Versuch unternimmt, Werbung zu stoppen, die man gar nicht erhalten möchte. Der Erfolg ist zweifelhaft, die Arbeitsprinzipien des Unternehmens ebenso. Somit ist weder sichergestellt, dass die Nutzer am Ende wirklich keine unerwünschte Werbung mehr erhielten, noch ist klar, was genau die Reachsome AG aus der Schweiz mit den übermittelten Nutzerdaten vorhat. Kritisch wird auch der Datenschutz betrachtet, wenn gleich die Stiftung Warentest hierbei die geringsten Probleme sieht. Hinzu kommt, dass der Werbestopper.de Geschäftsführer in der Vergangenheit schon Unternehmen gegen die Wand gefahren hat.

Fazit: Werbung lässt sich vermeiden – aber mit Werbestopper.de nur bedingt

Grundsätzlich ist es das gute Recht jeden Verbrauchers, seinen Widerspruch gegen Werbesendungen auszusprechen und dann auch sicherzugehen, keine unerwünschte Werbung zu erhalten. Als Partner dafür ist Werbestopper.de allerdings nur bedingt geeignet. Einerseits kann kaum sichergestellt werden, dass sich die Unternehmen wirklich auf die Forderungen der Webseite einlassen, zudem ist Werbestopper.de selber mit einer Marketingfirma verbunden. Diese wirbt zwar nicht im Printbereich, macht aber die digitale Werbung zu ihrem Steckenpferd. Die Nutzerdaten von Werbestopper.de werden dabei auch an die Reachsome AG in der Schweiz weitergegeben, wobei der Hintergrund hierbei nicht klar wird.

Der Erfolg von Werbestopper.de ist also umstritten und als Nutzer sollte man sich nicht unbedingt darauf verlassen, dass am Ende wirklich keine Werbung mehr im Briefkasten landet. Statt sich auf einen solchen Dienst zu verlassen, sollte man als Verbraucher besser selber aktiv werden und einen beispielsweise einen Aufkleber an den Briefkasten kleben, dass man keine Werbung erhalten möchte. Die direkte Kontaktaufnahme zu einzelnen Unternehmen ist ebenso eine Möglichkeit, Werbung zu vermeiden, die man gar nicht haben möchte. Das Prinzip hinter Werbestopper.de klingt zwar sehr positiv und wird zudem auch kostenlos angeboten, allerdings ist die Umsetzung zweifelhaft und auch die Seriosität darf durchaus angezweifelt werden.