Obdachlose sind Menschen, 100%. Diese Botschaft möchten wir mit der Kampagne 100% vermitteln. Jeder einzelne sollte in sich gehen und das Video auf sich wirken lassen. Wir sind so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir vergessen, wer in unserer Gesellschaft tatsächlich Probleme hat und Hilfe benötigt.
Nicht reden, sondern handeln. Nicht zuschauen, sondern helfen. Es sind so einfach gesprochene Worte, die Umsetzung dessen erweist sich in der Praxis jedoch schwierig. Aber warum ist das eigentlich so? Tagtäglich begegnen wir Menschen, die auf unseren Straßen, ja sogar vor unseren Häusern mit den Umständen ihres Lebens kämpfen. Mit sehr wenigen Mitteln ist diesen Menschen aber bereits viel geholfen. Wir von mein-deal.com haben die Aktion „100%“ ins Leben gerufen, die wir auch künftig nur allzu gerne unterstützen und hoffen, durch unsere aktive Beteiligung anderen mit gutem und aktivem Beispiel voranzugehen.
„Ladislav ist mein Name“, antwortet der Slawe fidel und von schier unbeschwerter Fröhlichkeit, die uns ins Staunen versetzt, auf die Frage nach seinem Namen. Auf den zweiten Blick vermag der 61-jährige die schwere Bürde seines Lebens aber nicht zu verstecken. Gleich zu Anfang wird uns klar, dass der ärmlich und viel zu dünn bekleidete Ladislav nicht bemitleidet werden möchte. Mit sehr viel väterlichem Stolz erzählt er von seinen vier Kindern, für die zu sorgen er in Deutschland aber keine Chance sieht. Durch stundenlanges Betteln und Bitten erwirtschaftet sich Ladislav das wenige Geld zum Leben, nur wenige Euros täglich – ein Betrag, für den andere keinen Fuß aus dem Bett setzen würden.
Doch selbst ein warmer Schlafplatz ist für den Obdachlosen osteuropäischer Abstammung purer Luxus, von dem er nicht zu träumen wagt, wenn er sich des Nachts im Auto oder unter der Brücke zu Ruhe bettet. Einer Beschäftigung geht Ladislav nicht nach, dabei erscheint er trotz seiner 61 Jahre emsig und beflissen. Ein röchelndes Husten lässt allerdings erahnen, wovon zu sprechen Ladislav nicht wagt. Seit seiner Kindheit leidet Ladislav an einer schweren Asthma-Erkrankung, unverzagt gibt er sich trotz alledem. „Am Ende alles gut“, witzelt er zum Schluss unseres Besuchs, als wären wir es, die er von einer rosigeren Zukunft überzeugen müsste.
Geijzo ist 58 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Ungarn. Dennoch ist er in Deutschland tief verwurzelt, so richtig heimisch ist er hier dennoch nie geworden, denn das Schicksal bescherte ihm ein bis hierhin für uns gut situierte Bürger kaum vorstellbares unheilvolles Los. Widerstandslos und demütig erzählt Geijzo von seinem Sohn, der hier in der Bundesrepublik lebt, den der mittlerweile in die Jahre gekommene Osteuropäer bislang aber noch nicht zu Gesicht bekommen hat. Verzweifelt und sichtlich berührt ringt sich der heimatlose Ungar ein Lächeln ab. Beeindruckend, wie der bloße Gedanke an den Sohn einen vom Leben gezeichneten Menschen zu etwas Strahlkraft verhelfen kann.
Geijzo hat kein Dach über den Kopf. Auch eine Arbeit, geschweige ein eigenes Einkommen ist ihm nicht vergönnt. „Schwierig“, tituliert der Obdachlose seine eigene Situation, ein bloßes Kopfschütteln ringt sich der um Fassung bemühte Vater auf die Frage hin ab, ob er Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Deutschland besitzt. Nicht mehr weit und Geijzo feiert seinen 60. Geburtstag. Ein Tag, an dem andere im Kreise der Familie, wohl behütet und gefestigt, ihr Jubiläum genießen und auf ihren bisherigen Lebensweg voller Stolz zurückblicken, wird für Geijzo von Einsamkeit und Schmerz geprägt sein. Lediglich sein sechs Jahre alter Hund namens Aida hält ihm die Treue und wird ihn auch in zwei Jahren noch auf seinem steinigen Weg begleiten. Bei unserem Besuch hat sich eines bewahrheitet: Tatsächlich verhalten sich Hunde wie ihre Herrchen – verspielt und zutraulich, als würde keine weitere Nacht in der Kälte bevorstehen.
Vor etwas älteren Menschen haftet Jüngeren ein natürlicher Respekt an. Dies aber auch bei Menschen zu empfinden, die eigentlich jünger sind als man selbst, gestaltet sich wohl nur aus, wenn dieser Mensch eine Art stoische Ruhe versprüht. Als wir dem 26-jährigen Tibor begegneten, waren wir vorerst um Verständigung bemüht. Später stelle sich heraus, dass Tibor erst seit einem Monat in Deutschland verweilt. Zusammen mit seinem betuchten Vater ist er in die Bundesrepublik geeilt, direkt aus der Slowakei, der festen Überzeugung, dass er hier das Land der unbegrenzten Möglichkeiten fände. Die erbarmungslose Realität des eisigen Deutschlands belehrte ihn schnell eines Besseren.
Überraschend nahmen wir zur Kenntnis, dass Tibor bereits ein verständliches, wenn auch nicht fließendes Deutsch spricht. Als er während unseres Gesprächs aber plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden sinkt, wurde uns unmittelbar bewusst, was Hilflosigkeit in ihrem Kern eigentlich meint. „Bein kaputt“, gibt uns der Slowake zu verstehen. Die Geschichte hinter seinem verkrüppelten Bein können wir dem Jungen nicht entlocken. Sein verkrampfter Ausdruck genügt jedoch, um sich das Schlimmste spürbar ausmalen zu können. Geld für eine ärztliche Behandlung besitzt Tibor selbstverständlich nicht. Von einer Versicherung kann ebenfalls nicht die Rede sein. Ohnehin hätte die sich vor uns sichtlich aufopfernde Jungengestalt keinerlei Zeit für Ruhe und Heilung. Denn zu Hause warten eine Frau und zwei Kinder sehnsüchtig auf finanzielle Unterstützung, auf einen Bettellohn, von dem Tibor nicht nur eine ganze Familie, sondern zuerst auch noch seinen Hund versorgt.
Engagement mit Herz – wer sich diesem Leitgedanken verschrieben hat, der steht uns gewiss im Geiste nahe. Die Arbeiterwohlfahrt Reutlingen, kurz AWO Reutlingen, bewirtet derzeit täglich zwischen 30 und 40 Obdachlose, die ohne den unerbittlichen und nimmermüden Einsatz der Hilfsorganisation der klirrenden Winterkälte ausgeliefert wären. Doch wie immer hilft nicht allein der gute Wille, sondern mehr noch das hierfür notwendige finanzielle Kapital.
Die AWO Reutlingen ist auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um ihren sozialen Dienst verrichten zu können. Durch die Flüchtlingsströme in Deutschland sind zahlreiche Spenden in diesem Jahr aber ausgeblieben. Ein Grund mehr für uns, unserem sozialen Verantwortungsgefühl mit Tatendrang zu begegnen und mehr als nur eine helfende Hand zu reichen.
Ausgerüstet mit zahlreichen Sachgütern wie Thermoskannen, isolierenden Alumatten, Hygieneartikeln und Essbarem machten wir uns auf den Weg zur AWO Reutlingen und trafen auf überraschte Gesichter, die uns und unsere Mitbringsel mit offenen Armen empfingen. Obendrein ließen wir es uns nicht nehmen und spendeten eine dreistellige Summe an die Organisation – global denken, lokal handeln und die Welt wird morgen ein wenig besser sein.
Pressekontakt:
Ralph Schomaeker-Möller, Geschäftsführer Mein-Deal.com GmbH
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